Montag, 25. Juli 2016

Das Gold der kleinen Gewässer



In letzter Zeit wird in den Medien immer wieder darüber gesprochen das es in der heutigen schneller, größer, weiter Welt nicht mehr darum geht sein Hobby nur auszuüben, nein es muss auch ein Riese gefangen werden, am besten immer eine Nummer Größer wie das letzte Mal. Zwei sehr bekannte Karpfenangler haben einen Film über dieses Thema veröffentlicht und auch in der Wallerszene wird darüber geschrieben. Der Erfolgsdruck nimmt einen immer größeren Stellenwert in unserm Hobby ein, wodurch viele Angler immer mehr riskieren. Sei es nun das nicht beachten von Regeln und Vorschriften oder die Platzierung des Rig´s 20cm vorm Hindernis in welches der Fisch zu 95% flüchten wird. Das gemeinsame Zusammensitzen am Wasser, die Erholung und Entspannung was einst das wesentliche beim Angeln war gerät immer mehr in Vergessenheit. Wie oben bereits beschrieben hat der Fang eines kleinen Fisches keine Wertigkeit mehr, doch warum nicht? Ist nicht ein Karpfen von 15 Pfund aus einem kleinen Weiher nicht genau so viel Wert wie ein 40 Pfünder aus einem großen See?

Für mich jedenfalls gilt das schon und genau aus diesem Grund befische ich auch gerne die zahlreichen kleinen Gewässer meiner Gegend. Egal ob es sich nun um einen kleinen Fluss, eine kleine Kiesgrube oder gar einen Weiher handelt ich versuche mein Glück. In der Vergangenheit konnte ich so schon Fische fangen von denen keiner geglaubt hätte das diese hier ihre Bahnen ziehen.

Da der Angelverein in dem ich Mitglied bin mehrere solche Gewässer zu seinen Fischwassern zählt habe ich genügend Auswahl. An eine dieser Gruben zieht es mich jedoch öfter als an die anderen und so entschloss ich mich diese Grube intensiver zu beangeln. Da ich auf meinen Arbeitsweg fast an ihr vorbeifahren musste, bedeutete es für mich wenig Aufwand den ausgewählten Platz zu füttern.
Das Problem an den kleinen Gewässern ist meist eine Stelle zu finden die von anderen Anglern nur selten befischt wird. Um dies herauszufinden muss man einfach des Öfteren einen Spaziergang oder ähnliches machen bei dem man am Gewässer vorbei kommt, hier bietet es sich an mit den anwesenden Anglern einen kleinen Smalltalk zu halte. So erfährt man auch was und wie viel im Moment gefangen wird, mit welchen Ködern geangelt wird und womöglich auch wie oft der Kollege an Wasser ist. Grundsätzlich kristallisiert sich aber immer wieder heraus das die Plätze die man nur mit einem gewissen Aufwand erreicht, auch am wenigsten beangelt werden. Genau so einen Platz wählte ich dann auch für mein Vorhaben aus, um ihn zu erreichen musste man sein Tackle um das halbe Gewässer tragen. Ein weiterer Grund warum ich diesen Platz gewählt hatte war das sich dort immer wieder Karpfen am Ufer zeigten. Dazu kommt das dort zwei Bäume im Wasser liegen die eine Art Bucht zum Ufer hin formen. Nur von der von mir gewählten Uferseite kann man seine Köder zwischen Ufer und Bäume platzieren. Zur Vorbereitung fütterte ich regelmäßig Kirsch und Fisch Boilies aus der Old School Range von Futurebaits.
Da ich Schicht arbeite kann ich innerhalb eines Schichtrhythmus zu verschiedenen Tageszeiten füttern. Leider blieb mir wie so oft zu wenig Zeit um dann doch intensiv zu angeln und so konnte ich zwar ein paar Ansitze starten von denen aber keiner über drei Stunden andauerte. Um dennoch so erfolgreich wie möglich zu  sein setzte ich bei einer Rute auf einen Snowman aus jeweils einem der vorgefütterten Boilies und auf der anderen Rute präsentierte ich einen gesoakten Dumbel ebenfalls aus dem Hause Futurebaits. Zusätzlich kommt immer ein PVA Netz mit Stickmix an den Haken, die Sticks bereite ich im Vorfeld zu damit ich Sie später am Wasser nur noch am Vorfach anbringen muss. 

Diese Taktik gab mir Recht ich fuhr nie mit einem Blank  nach Hause auch wenn es nicht immer die Größten Fische waren zählen sie für mich genau wieder jeder andere. 
Mittlerweile ist es Juni 2016 und ich habe mich immer wieder an diesem und anderen kleinen Gewässer eingefunden. Während sich Bekannte anderswo die Zähne ausgebissen haben um einen Fisch vor die Linse zu bekommen und es auch hier an der kleinen Grube hieß die Fische beißen nicht, erlebte ich mit meinem Kumpel Flo wahre Traumstunden an diesem Gewässer. Dies war kein Hexenwerk wir machten es einfach anders als die Anderen und diese Taktik gab uns Recht. An einem verlängerten Wochenende konnten wir knapp 20 Fische bis 20 Pfund fangen. Doch um auf meine Worte vom Anfang zurück zu kommen, wir haben eine schöne Zeit am Wasser verbracht und noch dazu Karpfen gefangen. Alles ohne den Erfolgsdruck der ja mittlerweile allgegenwärtig ist. Jeder der gefangen Fische hatte auf seine Weise etwas Besonderes an sich, ob es nun das Schuppenkleid, die Kampfstärke oder die Körperform war. Wir waren froh über jeden Fisch den wir überlisten konnten.

Natürlich ist es auch möglich absolute Ausnahmefische in den kleinen Gewässern zu fangen und ich will euch das auch nicht vorenthalten. Dazu komm ich auf eine Short Session diesen Jahres zu sprechen. Ich hatte die Möglichkeit an einer Kiesgrube zu angeln die eine Wasserfläche von ca. 0,9 ha aufweist, in dieser Grube war bzw. ist der Fischbestand unbekannt. Das einzige was bekannt ist, ist das vor gut 10 Jahren einmal Karpfen eingesetzt wurden doch dann wurde dieses Gewässer seinem Schicksal überlassen. Sollten also noch Fische ihre Bahnen ziehen mussten diese erst einmal an mein Futter gewöhnt werden. Ich arbeitete mit Partikelködern und kleinen Boilies da diese der natürlichen Nahrung von Karpfen am meisten ähnelt. Nachdem ich einige Male etwas Futter verteilt hatte versuchte ich mein Glück. Um es kurz zu machen fing ich in dieser Nacht zwei Karpfen und verlor einen weiteren. Der erste Fisch hatte ca. 6 Pfund und war wohl ein Indiz das sich die Karpfen hier vermehrten und die Jungfische auch überleben. Als ich das zweite Mal aus meinem Schlafsack geholt wurde musst ich ins Boot um den Fisch sicher landen zu können. Ich konnte es erst selbst nicht glauben was ich da in meinem Netz hatte. Ich sackte den Fisch kurz ein um ihn am Morgen zu wiegen und abzulichten. Als ich die Waage anhob blieb die Anzeige bei 17,8 kg stehen.
Wer hätte das gedacht, dass solch ein Fisch in diesem kleinen Gewässer seine Bahnen zieht? Natürlich macht so ein Fang glücklich. Ihr seht nichts ist unmöglich also versucht euer Glück an jedem Gewässer, genießt die Zeit in der Natur und freut euch über jeden Fisch den ihr fangen könnt den jeder ist auf seine Art und Weise etwas Besonderes.
Beste Grüße vom Wasser
Scharni