In
letzter Zeit wird in den Medien immer wieder darüber gesprochen das es in der
heutigen schneller, größer, weiter Welt nicht mehr darum geht sein Hobby nur
auszuüben, nein es muss auch ein Riese gefangen werden, am besten immer eine
Nummer Größer wie das letzte Mal. Zwei sehr bekannte Karpfenangler haben einen
Film über dieses Thema veröffentlicht und auch in der Wallerszene wird darüber
geschrieben. Der Erfolgsdruck nimmt einen immer größeren Stellenwert in unserm
Hobby ein, wodurch viele Angler immer mehr riskieren. Sei es nun das nicht
beachten von Regeln und Vorschriften oder die Platzierung des Rig´s 20cm vorm
Hindernis in welches der Fisch zu 95% flüchten wird. Das gemeinsame
Zusammensitzen am Wasser, die Erholung und Entspannung was einst das wesentliche
beim Angeln war gerät immer mehr in Vergessenheit. Wie oben bereits beschrieben
hat der Fang eines kleinen Fisches keine Wertigkeit mehr, doch warum nicht? Ist
nicht ein Karpfen von 15 Pfund aus einem kleinen Weiher nicht genau so viel
Wert wie ein 40 Pfünder aus einem großen See?
Für
mich jedenfalls gilt das schon und genau aus diesem Grund befische ich auch
gerne die zahlreichen kleinen Gewässer meiner Gegend. Egal ob es sich nun um
einen kleinen Fluss, eine kleine Kiesgrube oder gar einen Weiher handelt ich
versuche mein Glück. In der Vergangenheit konnte ich so schon Fische fangen von
denen keiner geglaubt hätte das diese hier ihre Bahnen ziehen.
Da
der Angelverein in dem ich Mitglied bin mehrere solche Gewässer zu seinen
Fischwassern zählt habe ich genügend Auswahl. An eine dieser Gruben zieht es
mich jedoch öfter als an die anderen und so entschloss ich mich diese Grube
intensiver zu beangeln. Da ich auf meinen Arbeitsweg fast an ihr vorbeifahren
musste, bedeutete es für mich wenig Aufwand den ausgewählten Platz zu füttern.
Das
Problem an den kleinen Gewässern ist meist eine Stelle zu finden die von
anderen Anglern nur selten befischt wird. Um dies herauszufinden muss man
einfach des Öfteren einen Spaziergang oder ähnliches machen bei dem man am
Gewässer vorbei kommt, hier bietet es sich an mit den anwesenden Anglern einen
kleinen Smalltalk zu halte. So erfährt man auch was und wie viel im Moment
gefangen wird, mit welchen Ködern geangelt wird und womöglich auch wie oft der
Kollege an Wasser ist. Grundsätzlich kristallisiert sich aber immer wieder heraus
das die Plätze die man nur mit einem gewissen Aufwand erreicht, auch am
wenigsten beangelt werden. Genau so einen Platz wählte ich dann auch für mein
Vorhaben aus, um ihn zu erreichen musste man sein Tackle um das halbe Gewässer
tragen. Ein weiterer Grund warum ich diesen Platz gewählt hatte war das sich
dort immer wieder Karpfen am Ufer zeigten. Dazu kommt das dort zwei Bäume im
Wasser liegen die eine Art Bucht zum Ufer hin formen. Nur von der von mir
gewählten Uferseite kann man seine Köder zwischen Ufer und Bäume platzieren. Zur
Vorbereitung fütterte ich regelmäßig Kirsch und Fisch Boilies aus der Old
School Range von Futurebaits.
Da ich Schicht arbeite kann ich innerhalb eines
Schichtrhythmus zu verschiedenen Tageszeiten füttern. Leider blieb mir wie so
oft zu wenig Zeit um dann doch intensiv zu angeln und so konnte ich zwar ein
paar Ansitze starten von denen aber keiner über drei Stunden andauerte. Um
dennoch so erfolgreich wie möglich zu
sein setzte ich bei einer Rute auf einen Snowman aus jeweils einem der
vorgefütterten Boilies und auf der anderen Rute präsentierte ich einen
gesoakten Dumbel ebenfalls aus dem Hause Futurebaits. Zusätzlich kommt immer
ein PVA Netz mit Stickmix an den Haken, die Sticks bereite ich im Vorfeld zu
damit ich Sie später am Wasser nur noch am Vorfach anbringen muss.
Diese Taktik
gab mir Recht ich fuhr nie mit einem Blank nach Hause auch wenn es nicht immer die
Größten Fische waren zählen sie für mich genau wieder jeder andere.
Mittlerweile
ist es Juni 2016 und ich habe mich immer wieder an diesem und anderen kleinen
Gewässer eingefunden. Während sich Bekannte anderswo die Zähne ausgebissen
haben um einen Fisch vor die Linse zu bekommen und es auch hier an der kleinen
Grube hieß die Fische beißen nicht, erlebte ich mit meinem Kumpel Flo wahre
Traumstunden an diesem Gewässer. Dies war kein Hexenwerk wir machten es einfach
anders als die Anderen und diese Taktik gab uns Recht. An einem verlängerten
Wochenende konnten wir knapp 20 Fische bis 20 Pfund fangen. Doch um auf meine
Worte vom Anfang zurück zu kommen, wir haben eine schöne Zeit am Wasser
verbracht und noch dazu Karpfen gefangen. Alles ohne den Erfolgsdruck der ja mittlerweile
allgegenwärtig ist. Jeder der gefangen Fische hatte auf seine Weise etwas
Besonderes an sich, ob es nun das Schuppenkleid, die Kampfstärke oder die
Körperform war. Wir waren froh über jeden Fisch den wir überlisten konnten.
Natürlich
ist es auch möglich absolute Ausnahmefische in den kleinen Gewässern zu fangen
und ich will euch das auch nicht vorenthalten. Dazu komm ich auf eine Short
Session diesen Jahres zu sprechen. Ich hatte die Möglichkeit an einer Kiesgrube
zu angeln die eine Wasserfläche von ca. 0,9 ha aufweist, in dieser Grube war
bzw. ist der Fischbestand unbekannt. Das einzige was bekannt ist, ist das vor
gut 10 Jahren einmal Karpfen eingesetzt wurden doch dann wurde dieses Gewässer
seinem Schicksal überlassen. Sollten also noch Fische ihre Bahnen ziehen
mussten diese erst einmal an mein Futter gewöhnt werden. Ich arbeitete mit
Partikelködern und kleinen Boilies da diese der natürlichen Nahrung von Karpfen
am meisten ähnelt. Nachdem ich einige Male etwas Futter verteilt hatte versuchte
ich mein Glück. Um es kurz zu machen fing ich in dieser Nacht zwei Karpfen und
verlor einen weiteren. Der erste Fisch hatte ca. 6 Pfund und war wohl ein Indiz
das sich die Karpfen hier vermehrten und die Jungfische auch überleben. Als ich
das zweite Mal aus meinem Schlafsack geholt wurde musst ich ins Boot um den
Fisch sicher landen zu können. Ich konnte es erst selbst nicht glauben was ich
da in meinem Netz hatte. Ich sackte den Fisch kurz ein um ihn am Morgen zu
wiegen und abzulichten. Als ich die Waage anhob blieb die Anzeige bei 17,8 kg
stehen.
Wer hätte das gedacht, dass solch ein Fisch in diesem kleinen Gewässer
seine Bahnen zieht? Natürlich macht so ein Fang glücklich. Ihr seht nichts ist
unmöglich also versucht euer Glück an jedem Gewässer, genießt die Zeit in der
Natur und freut euch über jeden Fisch den ihr fangen könnt den jeder ist auf
seine Art und Weise etwas Besonderes.
Beste
Grüße vom Wasser
Scharni